Victoria von Eynatten

Eine ganzheitliche Bewegungsgrundlage ist die beste Basis

29.08.2022 | Sie war viele Jahre lang eine der besten Stabhochspringerinnen in Deutschland. Mit Platz vier bei den nationalen Hallenmeisterschaften im Februar 2022 in Leipzig hat die Leinfeldenerin Victoria von Eynatten ihre Sportkarriere beendet. Die studierte Sportpädagogin arbeitet nun seit dem Frühjahr als Referentin bei der DJK Sportjugend und ist erste Ansprechpartnerin im Verband für die BZgA-Initiative „Kinder stark machen“ und das DJK-Projekt „KiTa- aktiv“.

Stolz hält sie ihr erstes Buch in den Händen: „Olympia träumt von Olympia“ ist ein Mitmach-Buch mit Bewegungs- und Konzentrationsaufgaben, die Kindern Spaß bereiten und sie zum Nachmachen animieren. Reale Spitzensportlerinnen und Spitzensportler nehmen die Kinder mit in ihr Training und bringen ihnen die olympischen Sportarten Leichtathletik (mit dem Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul), Hockey (mit den Olympia-Bronzemedaillengewinnern Selin und Timur Oruz) und Judo (mit der Weltmeisterin Anna-Maria Wagner) näher.

In unserem Interview erzählt sie mehr – über ihre Erfahrungen im Sport, ihre Tätigkeit für „Kinder stark machen“ und „KiTa-aktiv“ und über ihr Buch, das wir 10x verlosen.

Liebe Victoria, Du bist die erste „Kinder stark machen“-Referentin in einem mit der BZgA kooperierenden Sportverband. Was sind Deine Aufgaben? Was gefällt Dir bis jetzt am besten an Deiner neuen Aufgabe?

Ja, das ist eine tolle Sache, dass die DJK Sportjugend hier der Pionierverband ist und eine eigene Stelle dafür hat! Zum einen bin ich die Schnittstelle zwischen der BZgA und der DJK Sportjugend. Zum anderen ist meine Hauptaufgabe, „Kinder stark machen“ in ganz Deutschland zu verbreiten. Deswegen bin ich viel unterwegs – derzeit vor allem in KiTas und Sportvereinen. Ich gebe dort die Schulung „Spiele machen Kinder stark“ (konzipiert von dem ehemaligen Weltklasse-Hürdenläufer Harald Schmid und der BZgA). Dabei geht es darum, zu mehr Bewegungs-Angeboten zu motivieren und den Erzieher*innen und Trainer*innen wertvolle Praxisspiele für ihren Alltag mit Kindern an die Hand zu geben. Außerdem möchten wir, dass sie den Sinn, der hinter den Spielen steckt, verstehen und die Spiele am eigenen Leib erfahren, um sie dann mit Expertise und Spaß weitergeben zu können.
Das Beste an meinem Job ist die Vielfältigkeit. Keine Schulung ist wie die andere und ich liebe den Austausch mit anderen Menschen, denen die Kinder am Herzen liegen.

Sport hat Dein Leben von klein auf begleitet, Du warst selbst Leistungssportlerin. Welche Vorteile bringt es Kindern, früh mit Bewegung und Sport anzufangen?

Oh Gott, wieviel Platz habe ich, um das alles aufzulisten?
Das fängt ganz simpel bei Spiel und Spaß mit Gleichaltrigen an und hört bei Wertevermittlung, wie zum Beispiel Fairness, Verantwortung und Selbstvertrauen auf. Hinzu kommt selbstverständlich die Körperbeherrschung und Motorikschulung. Wer sich als Kind viel bewegt hat und viele unterschiedliche Bewegungserfahrungen machen durfte, wird sich im späteren Leben deutlich wohler in seinem Körper fühlen und ihn auch dementsprechend gut behandeln – Stichworte: Gesundheit und gesunde Ernährung. Ich glaube, wer als Kind den Sport lieben gelernt hat, wird ihn sein Leben lang nicht mehr hergeben wollen.
Der Sport hat mich in meiner eigenen Karriere so viel gelehrt. Er hat mir meine bittersten und gleichzeitig die schönsten Momente meines Lebens beschert. Durch den Sport kann man besonders Kindern, aber auch Erwachsenen so viel mitgeben: Das Handeln im Team, das Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten, den Mut seine Grenzen zu überschreiten und aus der Komfortzone zu gehen, Durchhalten und Niederlagen verkraften und vor allem den Spaß an Bewegung.
Ich finde, Sport ist ein Geschenk. Jeder sollte die Möglichkeit haben, das zu erfahren – am besten so früh wie möglich.

In Deinem Buch „Olympia träumt von Olympia“ lernt die Hauptfigur Olympia, die Sportarten Leichtathletik, Hockey und Judo kennen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, dass sich Kinder auf eine Sportart festlegen?

Das ist eine gute Frage und da scheiden sich ein wenig die Geister. Ich bin aber davon überzeugt, dass grundsätzlich eine ganzheitliche Bewegungsgrundlage die beste Basis ist, um später erfolgreich zu sein. Ich habe es am eigenen Leib erfahren, habe als Kind vier verschiedene Sportarten gemacht und ein Instrument gespielt – danke an meine Eltern! Die vielfältigen Bewegungserfahrungen haben mir besonders im Stabhochsprung sehr geholfen. Ich war immer stark darin, neue Techniken und Bewegungsabläufe schnell zu verstehen und umzusetzen, weil ich ein gutes Körpergefühl habe.
Es gibt aber Sportarten, in denen eine frühe Spezialisierung notwendig ist, aufgrund der Altersstruktur. Im Turnen gehörst du beispielsweise mit 16 schon zu den Erwachsenen, während man in der Leichtathletik erst mit 23 aus der Juniorenklasse geht. Da liegt schon ein gewaltiger Altersunterschied, den man nicht so schnell aufholen kann, wenn man sich erstmal in allen Sportarten austobt. Aber hier sprechen wir von Weltklasseniveau und nicht von Breitensport.

Dein Buch ist ein Mitmach-Buch. Was rätst Du, wie sollte das Buch idealerweise gelesen werden?

Dieser Mitmach-Charakter ist, wie ich finde, das Tolle an diesem Buch – für Kinder und Eltern.
Denn du als Vorlesende*r kannst ganz entspannt auf dem Sofa sitzen und die Geschichte vorlesen, während das Kind immer wieder zu neuen Bewegungs- oder Konzentrationsaufgaben herausgefordert wird. Ich habe bewusst das Querformat gewählt, damit Vorlesende und Kinder gut gemeinsam in das Buch schauen und beispielsweise bei den Wimmelbildern um die Wette suchen können. Ich möchte damit erreichen, dass beide zusammen eine gute Zeit erleben, auch wenn die Interessen von Kindern und Erwachsenen nach einem langen Arbeitstag manchmal ein wenig auseinander gehen.
Vor allem aber wird der oder die Vorlesende in diesem Buch zum Fan des Kindes! Du schaust dem Kind aktiv bei seinen Übungen zu und kannst es anfeuern. So bekommt das Kind ein tolles Gefühl der Aufmerksamkeit und Anerkennung – und das mögen wir doch alle.

Wird es eine Fortsetzung geben?

Unbedingt! Weitere tolle Sportarten, die von beeindruckenden Sportler*innen präsentiert werden, liegen schon in meiner Schublade und warten nur darauf, raus zu dürfen.
Natürlich müssen wir erst einmal abwarten, wie der erste Band ankommt. Aber Olympia und ich – und sicherlich auch unsere Sponsoren Landessportbund Nordrhein-Westfalen, DJK Sportverband Diözesanverband Köln, Olympiastützpunkt Nordrhein-Westfalen /Rheinland und Sportstiftung Nordrhein-Westfalen – haben Lust auf mehr Sport und wir drücken die Daumen, dass viele sportbegeisterte Familien das genauso sehen. Ich freue mich auf jeden Fall über Feedback-Nachrichten auf Instagram (@victoriavoneynatten) oder via Mail (victoria@voneynatten.de).
Vielen Dank, dass ihr uns mit diesem Interview dabei helft, diese Familien zu erreichen!

Vielen Dank für das Gespräch!