Katrin Ehnert

Warum Suchtprävention im Kindesalter beginnt

06.06.23 | Katrin Ehnert arbeitet seit 2017 als Koordinatorin für Suchtberatung und Suchtprävention im Amt für Gesundheit und Prävention der Stadt Chemnitz. Sie leitet das Team Gesundheitsförderung und Prävention und ist Ansprechpartnerin für Fragen rund ums Thema Sucht. Im Interview erklärt Sie, mit welchen Fragen und Problemen Eltern auf sie zukommen und spricht darüber, warum es für die Suchtvorbeugung wichtig ist, dass Kinder ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln und was Kindern außerdem noch hilft, ihre Entwicklungsschritte gut zu meistern.

Guten Tag Frau Ehnert, was sind Ihre Beweggründe, sich als Präventionsfachstelle auf einem Kinderfest, wie dem „CHARLIE“-Kinderfest, vorzustellen?

Prävention setzt frühzeitig an und auf einem Kinderfest erreichen wir eine große Personengruppe von Familien. Häufig fällt es schwer über das Thema Sucht zu sprechen, aber über die Angebote vor Ort kann es gelingen, ins Gespräch zu kommen, denn die missbräuchliche Nutzung von Suchtmitteln kann eine Familie aus dem Gleichgewicht bringen. Die Entwicklung von Lebenskompetenzen und Vertrauen in der Familie sind eine wichtige Basis zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Und natürlich haben wir noch weitere Angebote dabei. Fortbildungen für Fachkräfte, Bewegungsangebote und Ernährungsberatung sind wichtige Bausteine unserer Arbeit. Denn ein gutes Basiswissen und eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung sind wertvolle Unterstützung auf dem Weg zu einem suchtmittelfreien Leben. 

Mit welchen Fragen und Problemen kommen Eltern zu Ihnen?

Medienkonsum ist ein häufiges Thema, das sich durch die Pandemie natürlich noch weiter verstärkt hat. Wieviel Handy ist gesund? Wie schaffe ich einen guten Spagat zwischen der erforderlichen Nutzung im Schulalltag, regelmäßigem Kontakt zu Freunden und bewussten medienfreien Zeiten?
Aber auch das Thema Entkriminalisierung von Cannabis beschäftigt Eltern zunehmend. Wie schütze ich mein Kind? Ist Cannabis für Heranwachsende schädlicher als für Erwachsene? 
Nach wie vor ist aber auch exzessiver Alkoholgenuss ein Thema bei Jugendlichen.

Warum ist es für die Suchtvorbeugung wichtig, dass Kinder ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln?

Jugendlich zu sein bedeutet eine ganze Menge Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Abnabelung von den Eltern, ein Freundeskreis, zu dem man dazugehören möchte, Hormone die verrücktspielen, all das bringt Kinder und Jugendliche oft an ihre Belastungsgrenzen. 
Wenn Kinder und Jugendliche frühzeitig lernen, Lebenskompetenzen in ihrem Leben zu etablieren und ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln, ist es leichter Nein zu sagen. Abwägungen und Entscheidungen im Leben zu treffen ist wichtig, dazu gehört später auch, sich risikokompetent mit der Entscheidung für oder gegen den Suchtmittelkonsum auseinanderzusetzen.

Eltern wollen ihre Kinder beschützen. Sie sollen aber auch eigene Erfahrungen machen. Warum sollen Eltern ihren Kindern Freiraum geben?

Eltern legen eine wichtige Basis für ihre Kinder. Sie geben einen Orientierungsrahmen vor, in dem sich das Kind bewegt, sie sind Vorbild, Freund und Zuhörer. Eltern zeigen Grenzen, aber auch Möglichkeiten auf. Ein Kind sollte die Chance haben, eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Das wird das Kind bestätigen und ihm helfen, selbstbewusst wichtige Entwicklungsschritte zu meistern.
Eltern brauchen die Zuversicht, dass sie ihrem Kind Werte und Normen mitgegeben haben, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Eltern sollten immer offen für Fragen sein. Als Zuhörer und Rückhalt für ihre Kinder sind sie eine wichtige Stütze auf dem Weg zum Erwachsenwerden, das gibt Kindern das Vertrauen, um sich gesund entwickeln zu können.

Frau Ehnert, wir danken Ihnen für das Gespräch.